Ganbare!

 

...das ist der japanische Titel der Zeichentrick-Serie "Kickers" und bedeutet "Ihr schafft es, Kickers!"

"Die Kickers sind die schlechteste Jungenmannschaft weit und breit. Als sie daran denken, ihre Mannschaft aufzulösen, taucht Gregor auf. Er ist ein begnadeter Mittelstürmer und will Mitglied in der Mannschaft werden. Gemeinsam mit Kapitän Mario schafft er es, die anderen Jungs wieder neu zu motivieren und aus ihnen, nach einigen Rückschlägen, eine kampfstarke und erfolgreiche Mannschaft zu machen." (Quelle Internet) (Zu meiner Entschuldigung: Ich bin heute zufällig beim Zappen bei dem Zeichentrickfilm hängen geblieben...)

 

Nun, ganz so schlimm war es bei uns die letzten Jahre nicht, aber oft genug haben wir uns einen Gregor gewünscht, der sich ein (rot-weißes) Herz fasst und unsere Kickers wieder zu dem macht, was sie für uns alle verkörpern. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass wir, dank Hans-Jürgen Boysen und dem Verein, mittlerweile einige Gregors in der Mannschaft haben.

 

Wir erleben Spielkultur und endlich wieder Strafraumszenen und daraus resultierende Stürmertore - einfach all das, was wir in den vergangenen Spielzeiten so schmerzlich vermissten. Wir sind Spitzenreiter! Ein wahnsinnig tolles Gefühl!

Und mit diesem neuen Gefühl sind etwa 250 Offenbacher mit dem Zug, dem Goude-Bus und Autos nach Regensburg gefahren, um nicht nur dem Regen den Rücken zu kehren, sondern um auch nahtlos an die letzten gewonnen Punkt-Spiele anzuknüpfen.

So wollten auch wir wieder dabei sein. Mit einiger Verspätung holten Bertl und Peppi mit einem noblen Gefährt (man soll kaum glauben, wie viele Knöpfe und deren Funktionen darin zu entdecken sind) ThaNeub und mich vom VIP-Parkplatz ab. Der erste Halt bereits nach ein paar Minuten um Zigaretten zu holen, warf uns laut der netten Frau vom Navigationssystem um 4 Minuten zurück. Doch das Wunder-Auto holte diese (und zwei Zigaretten-und-Pinkel-Pausen) wieder auf, so dass wir (dem Parkplatz-Gott sei dank) pünktlich zum Anpfiff das Stadion betreten konnten. Peppis Befürchtungen, sein Regenschirm könnte sich im Auto langweilen und dann als Glücksbringer versagen, konnten wir zum gesundheitlichen Glück aller Anwesenden zerstreuen.

 

Die in rot-weiß gewandeten Regensburger, seit 15. Februar daheim ungeschlagen, liefen ohne den verletzten Michael Petry, jedoch, wie erwartet und befürchtet, mit Dubravko Kolinger auf. Die Mannschaft (Durchschnittsalter von 24 Jahre) übernahm dann auch sofort die Initiative und hatte mehr Spielanteile als unsere in blau-weiß gekleideten Jungs. Ich befürchte schon den Rückfall in alte Untugenden, Hans-Jürgen Boysen meinte in der Pressekonferenz nach Spielende jedoch "Wir wollten die Regensburger sich erstmal austoben lassen". Aber das kann ja keiner ahnen... Auf jeden Fall sollte das Konzept aufgehen, denn trotz vieler Ballkontakte und einer Feldüberlegenheit fehlte den Regensburgern oftmals der entscheidende Abschluss. Bei ein oder zwei Szenen musste ich dann die Luft anhalten, doch dank Cesar Thier blieben auch diese ohne Torerfolg für den Gegner. Egal, wie oft in der letzten Zeit unser Torwart wegen seiner brasilianischen Spielweise von einigen kritisiert wird, ohne ihn wären wir nicht da, wo wir im Moment stehen!

Von Dubravko Kolinger war während des Spiels nicht viel zu sehen, doch sobald er einen Einwurf hatte oder sich in Nähe des Gästeblocks blicken ließ, wurde er beschimpft. Doch anstatt sich seines unschönen Abgangs aus den Kickers-Kreisen zu schämen, bereiteten ihm die Schmährufe sichtlich Freude und er grinste uns zu.

 

Mit dem 0:0 gut bedient, schickte uns der Schiedsrichter Markus Schmidt in die Pause.

 

Offensichtlich wurde mit Anpfiff der zweiten Halbzeit das Abwarten-Konzept durch das Spielmachen-Konzept abgelöst, denn wir sahen die Kickers-Mannschaft, an der wir uns in den letzten Spielen schon erfreuen durften. Endlich wurde auch der gegnerische Torwart Thorsten Müller in das Spiel einbezogen. Und es kam, wie es kommen musste: in der 53. Minute konnte Lars Weißenfeld nach einem Doppelpass mit Adrian Mahr den Ball in den 16-Meter-Raum bringen und Vesselin Gerov stand da, wo ein Stürmer stehen muss. 1:0 für unsere Kickers. Der Block tanzte. Konnte es doch einen rot-weißen Fußballgott geben? Umarmungen nach allen Seiten, Handys wurden wieder gezückt, um die frohe Botschaft den Daheimgebliebenen mitzuteilen und ich steckte mir die übliche es-ist-ein-Tor-gefallen Zigarette an. Über die Bierdusche konnte ich mich ob der Hitze eigentlich nur freuen.

 

Ein Tor beflügelt und Gerov, derer 4 im vierten Spiel, bedankte sich zuerst bei den mitgereisten Fans. Und die waren wieder in ihrem Element. Der OFC spielte Fußball, die Fans sangen und feuerten die Mannschaft an. Apropos Anfeuern. Es ist immer wieder erschreckend, was sich so manche Fans von ihren Stadionsprechern bieten lassen: "Wo sind die Fans des SSV Jahn?" Auf diese Art will man in diesem Stadion die Fans zur Stimmung animieren. Ich bin so froh, dass wir das (endlich) im Griff haben!

Nach einem dummen, aber kleinen Foul in der 68. Minute erhielt Kolinger die Chance das Unentschieden wieder herzustellen. Seine Freistöße waren einst bei uns beliebt, jetzt sind sie befürchtet. Ich gebe es zu, ich gehörte zu den Dubi-Anhängern, als er noch wirklich Kickers war, aber jetzt, jetzt durfte er uns nicht schon wieder den Sieg madig machen (für die Statisten: 2 Tore in Schweinfurt, nachdem wir schon 2:0 führten). Ich wollte einfach nicht hinschauen und drehte mich um. Doch der einstige wuchtige Hammer war einem Schüsschen gewichen. Cesar hatten den Ball sicher. Die Regensburger schienen sich aber wieder ihren Leistungen der ersten Halbzeit zu erinnern und tauchten immer mal wieder vor dem Tor auf. Ein Ball, den Christian Müller unterlief, wurde denkbar knapp an unserem Tor vorbei versemmelt. Wehe dem, der keine Sasas und Vesselins hat! Mario Basler reagierte und löste seine Abwehr auf und ging auf Offensive. Und in der 79. Minute kam Kolingers, von Ozzy prophezeite beste Tat: er bekam die gelb-rote Karte - gut, dieses Foul kann man durchaus pfeifen, aber ob es einer Karte würdig war, darüber kann man geteilter Meinung sein. Wie dem auch sei, er ging vom Platz, begleitet von "Auf Wiedersehen" Rufen unsererseits. Wenigstens schießt er heute kein Tor gegen uns.

Er nicht, aber wie so oft, wenn wir in Überzahl sind, haben wir ein Problem mit der Zuordnung und es kam, wie es kommen musste. Unsere Abwehr unterschätze in der 83.Minute einen weiten Ball und ließ Ali Oezcakmak einfach den Ball zum 1:1 einschieben. In meinem Kopf schwirrten die unterschiedlichsten Gedanken: Warum kommen wir mit dem Überzahlspiel nicht zurecht? Warum spielen wir in dieser Saison eigentlich nicht zu null? Haben doch ein Abwehrproblem? Warum fällt ein Gegentor, wenn in unserem Block gewisse Gesänge angestimmt werden? Wie sollen wir jetzt noch gewinnen? Wer soll noch ein Tor schießen? Türker war schon längst für Gerov eingewechselt worden. War er letzte Saison unser Torjäger, habe ich in den letzten Spielen zu wenig gute Aktionen von ihm gesehen. 84. Minute: Einwurf Thorsten Judt, Stefan Sieger legt ab auf Laszlo Kanyuk und der auf Adrian Mahr. Und Adrian krönt seine gute (nein, das ist untertrieben, denn für mich war er wieder einer der besten Spieler) Leistung mit dem 2:1 Siegtreffer durch einen Wahnsinns-Schuß! Also, wenn ich einem ein Tor gönne, dann Adrian (jetzt stimmt die Statistik in der OFC-News doch).

Wieder grenzenloser Jubel im Block inkl. Bierdusche und der es-ist-ein-Tor-gefallen Zigarette. In Ermangelung einer Uhr schaute ich ständig auf mein Handy. Wie lang denn noch? Läßt Schmidt, der bis dahin eine wirklich gute und offenbacher freundliche Leistung gebracht hatte, nachspielen? Es gab keine großen Unterbrechungen... 3 Minuten Nachspielzeit, die einem wie eine Ewigkeit vorkommen. Bleibt zu erwähnen, dass Kanyuk eine 100%ige ganz knapp versemmelte, es sei ihm verziehen. Und Suat Türker sich wegen Meckerns eine gelbe Karte abholte - unverzeihlich! Und dann endliche der erlösende Pfiff. Die Last, die von den Herzen fiel, war unbeschreiblich.

Der halbe Block rannte zum Zaun und forderte die Mannschaft auf, sich den verdienten Applaus abzuholen. Gerov und Zimmermann verteilten ihre Trikots an zwei glückliche Fans (Neid!) und wir konnten wieder Spitzenreiter Rufe anstimmen.

Der 4. (in Worten VIERTE) Sieg im 4. (VIERTEN) Spiel zu Saisonbeginn. Das habe ich in meiner 7 jährigen Kickersleidenschaft noch nicht erlebt. Ich war einfach nur glücklich. Mit meinen Mitfahrern verließ ich das Stadion. Peppi verabschiedete sich artig von der Ordnungsmacht und wünschte ein schönes Wochenende. Ja, mit einem Sieg lässt sich so vieles ertragen. In einem nahen Biergarten begossen wir den Sieg mit einigen Bus-Reisenden bei einem Radler oder Moas und einem unhöflichen Kellner. Und nachdem auch der letzte Rest Bier verschwunden war, machten wir uns glücklich auf den Heimweg.

Das Wunder-Auto spornte einige Mitreisende zu Mutmaßung ob der Knöpfe und Lichtschalter an. Ja, Peppi, Lichtschalter sind zum An- und Ausschalten des Lichtes gedacht, und nicht dafür die Mitinsassen zu ärgern. ThaNeub bestaunte die Fußraumbeleuchtung, Bertl musste Erklärungen abgeben und ich grinste still vor mich hin. Im Radio bekamen wir noch die letzen Minuten der 1 Liga mit und der Jubel war grenzenlos, als der Endstand unserer Leverkusener Freunde gegen die Bayern mit 4:1 bekannt gegeben wurde. Schöner kann ein Fußball-Wochenende nicht sein! Mit einem Auge schiele ich allerdings auf die Montagsbegegnung in Liga 2. Aber selbst ein Sieg der Unaussprechlichen von der anderen Mainseite kann mich nicht mehr schocken!

Um 20 Uhr war ich dann endlich daheim, um als erstes die Seiten 233 und 234 im Viedeotext des HR's zu bestaunen.

Am Freitag kommt der "Angstgegner" Elversberg zu uns.

Aber: Ganbare! Ihr schafft es, Kickers!

 

Eure PaSch